Die Zukunft ist digital und international – ein Kulturwandel

1. Februar 2021

Wenn man sich anschaut, in welche Lebens- und Arbeitswelt die Absolventinnen und Absolventen des deutschen Hochschulsystems hineinwachsen und welche Erwartungen und Anforderungen diese an sie stellt, so wird man relativ schnell darauf kommen, dass sie intensive Erfahrungen der Digitalisierung und Internationalisierung in ihrem Studium benötigen.

Digitalisierung des Lernens und Datenkompetenz

Die Digitalisierung verändert einerseits die Methodik des Lehrens und Lernens, wie wir in der gegenwärtigen Corona-Krise tagtäglich erleben. Diese Veränderungen sind disruptiv und werden sich nach dem Ende der Krise nicht einfach zurückdrehen lassen. Der zweite Aspekt ist eher inhaltlicher Natur und kann vielleicht mit Datenkompetenz umschrieben werden, die wir künftig von allen Hochschulabsolventinnen und -absolventen erwarten – und nicht nur von diesen. Letzteres steigert die Bedeutung des lebenslangen Lernens in einem zukünftig weiterwachsenden Markt, in dem auch die Hochschulen eine Rolle spielen und ihre Qualitätsstandards wahren müssen. Hier gilt es, die Balance zwischen den Imperativen der wissenschaftlichen Freiheit, dem Wohl der Gesellschaft und den Interessen der Wirtschaft zu finden.

Internationalisierung der Studienerfahrung

Im Rahmen des MODUS-Projektes ist die Internationalisierung natürlich ganz wesentlich. Die Globalisierung verlangt von unseren Absolventinnen und Absolventen zumindest eine erste Vertrautheit mit anderen Kulturkreisen, Sprachen und Arbeitsweisen. Deshalb gehören Auslandsaufenthalte an anderen Hochschulen zu dem, was ein Hochschulstudium ermöglichen sollte. Die Aufgabe der Hochschulen wird es sein, die Studierenden bei der Internationalisierung ihrer Studienerfahrung zu unterstützen. Dazu gehört die Vermittlung von Studierenden an sinnvoll ausgewählte Partnerhochschulen, aber sicher auch die Frage der Anerkennungskultur[1]. Wir müssen den Glauben, dass man ein Modul nur „richtig“ an der Heimathochschule studieren kann, hinter uns lassen.

Wir sollten eine positive Haltung zum Mehrwert eines Auslandsaufenthalts für die Studierenden entwickeln. Mit einer solchen Haltung ist es dann beispielsweise auch möglich, durch gezielte präemptive Anerkennungsprüfungen und die Berücksichtigung historischer Prüfergebnisse ein Portfolio flexibler Mobilitätsoptionen, im Sinne eines international individualisierbaren Curriculums, innerhalb einzelner Studiengänge aufzubauen. Dazu müssen wir Transparenz hinsichtlich der Anerkennung schaffen, anstatt detailverliebt Petitessen im inhaltlichen Vergleich der Module in den Vordergrund zu stellen. Wichtig ist, dass die Studierenden im Vorfeld und bei Änderungen auch kurzfristig Anerkennungsfragen klären können. Dies kann durch entsprechende digital unterstützte Prozesse gelingen. Wir können unsere Studierenden zudem dadurch unterstützen, dass wir ihnen auch bei einem Auslandsaufenthalt elektronische Prüfungen an der Heimathochschule anbieten, da die unterschiedlichen Semesterzeiten in Europa und weltweit einen Austausch ansonsten erschweren. Schließlich sollten wir uns bewusst sein, dass die Internationalisierung auch das Renommee unserer eigenen Hochschule entscheidend mitbestimmt.

Aber auch „Internationalization at Home“ spielt insbesondere als niedrigschwelliger Einstieg eine wichtige Rolle und hilft einer größeren und diverseren Gruppe von Studierenden, internationale Erfahrungen zu sammeln. Wir sollten darüber nachdenken, wie wir es unseren Studierenden ermöglichen können, an digitalen Lehrformaten unserer Partnerhochschulen teilzunehmen. Dazu gehört natürlich auch die Klärung der Anerkennungsfragen im Vorfeld. Durch Datenbanken, über die man die Anerkennungshistorie nachvollziehen kann, erhalten wir mehr Vergleichbarkeit in diesen Prozessen, die für die Studierenden zu mehr Verlässlichkeit und bei den Lehrenden zu einer Arbeitserleichterung führen.

Anerkennungskultur als Teil der Internationalisierungsstrategie

Als Fazit möchte ich festhalten, dass die Anerkennungsfragen juristisch gut geregelt sind. Zentral für die Hochschulen und die Studierenden ist aber die Einordnung der Anerkennungskultur als Teil der Internationalisierungsstrategie. Entscheidend ist die Frage der Umsetzung, der gelebten Praxis. Wenn in den Köpfen der Lehrenden der Mehrwert eines Auslandsaufenthaltes für die fachliche Kompetenz und die persönliche Entwicklung der Studierenden angekommen ist, werden wir als Hochschulen erfolgreicher sein. Gute Prozesse in der Verwaltung von Auslandsaufenthalten und Anerkennungen zu schaffen, wird dann die einfachere Aufgabe sein.

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[1] Meine Ausführungen beschränken sich auf die Anerkennungen, weil die Anrechnungen für Fachhochschulen von größerer Bedeutung als für Universitäten sind.


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